Salla Kuhmo & Susanna Koivunen, 2023
Vor knapp zwei Jahren bin ich auf die Olympiabewerbung von Salla aufmerksam geworden. Salla hat sich, als der kälteste Ort Finnlands, für die Olympischen Sommerspiele 2032 beworben - aus
Protest, weil es immer wärmer auf unserem Planeten wird. Das Jahr 2032 wird in Bezug auf das Klima als ein Wendepunkt betrachtet. Wenn wir es bis dahin nicht schaffen unsere
Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren, wird es wohl zu spät sein.
Was kann ich also tun? Der Fleischkonsum bzw. die Fleischproduktion (unser Fleisch stammt vorwiegend aus der Massentierhaltung) ist ein bedeutender Faktor, wenn es um den Klimawandel
geht. Laut UN-Klimarahmenkonvention stehen die Rinder der Welt in Sachen Treibhausgasausstoß an dritter Stelle
hinter China und den USA. Die Fleischproduktion zählt zu den Hauptursachen für jede Art von Umweltschäden, die uns heute maßgeblich beschäftigen: Luft- und Wasserverschmutzung, Verlust der
Artenvielfalt, Erosion, Entwaldung, Ausstoß von Treibhausgasen sowie Trinkwassermangel. Nach Angaben der vereinten Nationen zählt die
Nutztierhaltung heute »bei den wichtigsten Umweltproblemen jeweils zu den zwei bis drei Hauptverursachern. Die Auswirkungen sind so erheblich«, mahnen die
UN-Experten, »dass hier dringender Handlungsbedarf besteht.«
Der Spiegel geht sogar einen Schritt weiter und schreibt »Fleischkonsum ist der größte Feind der Natur.«
(Spiegel vom 04.02.2021)
Damit ist auch der Mensch gemeint. Die Forschung zeigt, dass Fleischessen der Gesundheit eher schadet, denn der Fleischverzehr wird heute mit der Entstehung einiger der häufigsten
Zivilisationskrankheiten in Verbindung gebracht. »Die allermeisten Fälle, vielleicht 80 bis 90 Prozent aller Krebs-, Herz-Kreislauf- und anderen degenerativen Erkrankungen lassen sich -
zumindest bis ins sehr hohe Alter - einfach dadurch vermeiden, dass man auf eine pflanzliche [vegane] Ernährung umstellt.« (T. Colin Campbell, emeritierter Professor für Ernährungsbiochemie
an der Cornell University und Autor des Bestsellers Die »China Study«, der größten je durchgeführten Studie zum Thema Gesundheit und Ernährung.) Ein reflektierter Fleischkonsum wäre also
sicherlich ein Anfang in Sachen Klima-, Umwelt- und auch Gesundheitsschutz...
Am 18. März fand die Kunstaktion mit dem Titel »Tödlicher Konsum« auf dem Alten Viehmarktplatz in Biberach statt. An der Aktion des Museums Biberach waren Prof. Hermann Weber sowie die Klasse 9CD Kunstprofil des Wieland-Gymnasiums unter meiner Leitung beteiligt. Die Kunstaktion, welche zum 100. Jahrestag der Massentierhaltung unseren unreflektierten Fleischkonsum kritisiert, wurde durch Dr. Judith Bihr sowie Prof. Hermann Weber im Rahmen der Ausstellung »Konsum in der Kunst« (12. Nov. 2022 – 16. April 2023) initiiert.
Foto: Martin Sigmund, 2022
Kunstprojekt mit Installation bestehend aus ca. 80 Karten, Siebdruck und Stifte auf Graupappe.
In Finnland sollen die glücklichsten Menschen der Welt leben (vgl. Weltglücksbericht 2018-2022).
Die Finnen selbst glauben dieser Statistik nicht so wirklich. Nachvollziehbar, denn Finnland belegt bei den Selbstmordstatistiken auch einen der vorderen Plätze. Ob es hier wohl einen Zusammenhang gibt?
Jedenfalls interessiert es mich als gebürtige Finnin und Tochter eines Jägers ganz besonders, wie man Glück »erjagen« kann. Blick zurück: In der Frühzeit waren wir Wildbeuter, also Jäger und Sammler. Auch nach der Sesshaftwerdung, welche nach der Eiszeit vor circa 10.000 bis 7.000 Jahren erfolgte, treiben uns noch immer die steinzeitlichen Urinstinkte in Form unseres Konsumverhaltens -jagen und sammeln- um. Allerdings geht es heute weniger um das Thema »überleben«, als um das »sich ausleben«. Ironischerweise wird der letztere Aspekt wieder zum ersteren führen, wenn es durch den unbändigen, unreflektierten Konsum zum menschengemachten Klimawandel kommt. Auch das neben der Klimakrise weniger beachtete Artensterben wird - wenn sich an unserem Konsumverhalten nichts ändert - erhebliche Auswirkungen auf unsere Ernährung und biologische Vielfalt haben.
Durch dieses Projekt erhoffe ich das Konsumverhalten der Menschen zu ergründen sowie möglicherweise Lösungsansätze für das Problem des Überkonsums, wovon ich selbst jahrelang betroffen war bzw.
es noch immer manchmal bin, zu finden.
Im Vorfeld der Ausstellung »Zeitgenössische Kunst zur Eiszeitkunst V«, welche den Start des Projekts bildet, wurden 30 Zitate zum Thema -ein Zitat pro Tag- auf Instagram und Facebook veröffentlicht. In diesem Zusammenhang möchte ich mich ganz herzlich bei Dr. Bettina Kunz, Dr. Florian Härle, Peter Scholz, Susanna Koivunen sowie Vera Meuret für die wertvollen Anregungen und Unterstützung bedanken. Die abgebildeten Antworten sind ein Teil des Ganzen. Aus Platzgründen kann hier nicht alles (vor allem das umfangreiche Bildmaterial) gezeigt werden. Eine Publikation des gesamten Projektes ist in Planung.
Die untenstehende E-Mail von Dr. Frank Brunecker bildet den Start der Rückmeldungen.
Weil diese profunde Antwort nicht auf eine Karte passt, wird sie hier veröffentlicht.
Von: Brunecker,
Frank
Gesendet: Dienstag, 30. August 2022 17:14
Gern. Aber meine Antwort kann nur verklausuliert ausfallen.
Ich habe einmal mit Prof. Nicholas Conard darüber gesprochen, ob man auch für die Schwäbische Alb die altsteinzeitliche Jagd auf Mammuts annimmt. Er hat das bejaht, obwohl es keine Beweise dafür gibt. (Die gibt es andernorts.) Weil man auf der Alb so viele Elfenbeinfunde macht, hält er die Mammutjagd für wahrscheinlich. Ich versuchte danach, mir vorzustellen, wie das vonstattengegangen sein kann. Das Risiko war enorm. Sie müssen über meterlange Lanzen verfügt haben, die sie mit den Enden in den Boden rammten, um ein herangaloppierendes Mammut aufzuhalten. Und sie müssen so geschickt gewesen sein, dies nur in günstigem Terrain (auf sumpfigem Boden mit dichtem Bewuchs) zu wagen.
Und dann konnten sie einen so riesigen Kadaver nie vollständig verwerten. Unmengen Fleisch müssen verdorben sein. Mit Nachhaltigkeit hatte das nichts zu tun, eher mit Konsum oder Abenteuerlust. Ein Mammut war die größtmögliche Beute und Herausforderung.
Auch von den Massai wissen wir, dass sie Löwen mit Speeren erlegen, damit sie zu Trophäen der Mannbarkeit werden.
Und von Amerika wissen wir, dass die dortige Megafauna nur einige wenige Jahrtausende, nachdem der Mensch über die Beringstraße eingewandert war, verschwand. In Australien und auf Neuseeland geschah Ähnliches. Auch in Europa gab es schon lange vor dem Ende der Eiszeit keine Mammuts, Löwen und Fellnashörner mehr. Edle Wilde sind eine romantische Legende. Niemals lebte der Mensch im Einklang mit der Natur.
Ideale Beute?
Das Wort „Beute“ bedeutet mittelhochdeutsch „Tausch“. Das klingt nach, wenn Imker den Bienenstock Beute nennen. Der Imker bietet dem Bienenvolk eine Behausung an und tauscht dafür Honig ein. Auch wenn das etwas beschönigend ist, denn viele Imker beuten ihre Bienen aus (weil sie zu viel Honig entnehmen).
Trotzdem könnte in diesem Tauschgedanke unser geläutertes Verhältnis zur Natur stecken. Schließlich leben wir in und von der Natur. Wir können nicht anders. Aber wir erbeuten sie nicht, sondern wir tauschen bei ihr die für uns notwendigen Lebensmittel ein und bieten ihr dafür unseren Schutz vor menschlicher Ausbeutung. Half the World hat E.O. Wilson gefordert. Wir sollten die Hälfte der Welt einfach in Ruhe lassen.
Illusorisch?
Momentan bestimmt. Aber wenn Hunger und Armut weltweit besiegt sind, wenn die Weltbevölkerung
sich wieder verringert und wenn uns ein Katastrophenjahrhundert aus Klimakrise und Artenkrise Mores gelehrt hat, dann treten wir womöglich in eine mündige Beziehung mit der Natur ein. Dann
verstehen wir die Natur womöglich als gleichberechtigten Tauschpartner. Nicht fressen und gefressen werden. Sondern nehmen und geben. Und leben und leben lassen.
LG
Frank Brunecker
Museumsleiter
Foto: Jens Lyncker, 2023
40 x Siebdruck auf Baumwolle (alte Säcke), Siebdruck: Peter Scholz
Recycling & Upcycling:
40 Alte ausrangierte Säcke wurden anlässlich und während des Uttenweiler Symposiums (8.-11.9.2022) mit acht verschiedenen Sprüchen von Andi Kluge bzw. Joseph Beuys mithilfe des Siebdrucks
bedruckt. Kleines Bild: Installation der Säcke vor Ort in Uttenweiler auf dem Gehöft von Astrid Grützner und Bruno Maurer. Später wurden die Säcke zu Kissenbezügen - ganz nach dem Motto:
Schöner leben mit Andi - umgearbeitet.
Demnächst gibt es hier noch einen Film zur Künstlerfigur Andi Kluge (1958-2021) zu sehen...
Handout für die Veranstaltung »Natürlich Heimat« am 29. April 2023 in Biberach/Riss
Ausstellungsansicht Museum Biberach Foto: Salla Kuhmo-Winkler, 2022
In die Umsetzung kommen – Den Insekten und uns helfen!
07.07.22 – 09.10.22 Museum Biberach (Ausstellung)
Bildungspartnerschaft Schule-Museum
Am Donnerstag, 07.07. 2022 war es bunt im Museum Biberach.
Präsentiert wurde das Umwelt-Projekt: »Rettet nicht
nur das Honigbrot« der Kunstprofilklasse 8 CD (Lehrkraft:
Salla Kuhmo-Winkler) inklusive
Ausstellungsintervention in der Naturkundeabteilung des Museums!
Kulturparcours –
Rettet nicht nur das Honigbrot!
Am 16. September 2022 fand der Kulturparcours in Biberach/Riss statt. Einige Schülerinnen aus den Kunstprofilklassen 9 und 10 des Wieland-Gymnasiums haben in Form einer Performance oder eines Kunstheftes an dieser Veranstaltung im Museum Biberach mitgewirkt. Nach einer informativen Einleitung von Lisa Lütjens-Kresse (Museum Biberach) sprach Shari Jäger eindrücklich vom Insektensterben, während Laetitia Balandis sich tiefgreifende Gedanken über die Zukunft eines Babys namens Bruno – stellvertretend für alle Babys – machte. Martina Rätz (Abi 2021) resümierte über einen noch intakten Ort in Frankreich – mit vielen Schmetterlingen und Wildblumen – um schlussendlich zum Fazit zu kommen: »Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.« (Mahatma Gandhi). Des Weiteren gab es noch Kunsthefte zum Thema Insektenschutz; Anne Mey und Angelika Kuckuck stellten diese den Besuchern vor. Zu guter Letzt gab es noch »Treebombs« mit heimischen Obstbaumkernen zum einpflanzen und Cracker mit Brennnessel Pesto, welche durch Gwendolyn Heubaum und Salla Kuhmo-Winkler an das interessierte Publikum verteilt wurden. Ein insgesamt sehr gelungener Abend mit starken Performances und zahlreichen inspirierenden Gesprächen. Herzlichen Dank an alle Beteiligten.
Konzept, Text
und Foto: Salla Kuhmo-Winkler, 2022
Im Zentrum der durch Erwin Wurms »One Minute Sculptures« inspirierten Foto-Performance-Serie »KUNST-YOGA«
steht eine bewusst-achtsame Interaktion mit Kunstwerken im gegenwärtigen Moment. Entweder auf die Werke
reagieren.
Oder sich in sie hineinspüren. Oder beides. Auf jeden Fall wichtig: einen persönlichen Zugang zur Kunst durch Yoga im Hier und Jetzt herstellen.
Diese Serie soll zu eigenen Interaktionen mit Kunstwerken anregen und dadurch neue Perspektiven ermöglichen sowie die Kreativität und Lebensfreude fördern.
»Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen aller Aktivitäten des Geistes.« (Patanjali)
ZUR
BESINNUNG KOMMEN
»Der Kopf braucht
Freiraum zum Denken. Doch in unserer schnelllebigen Zeit meinen wir wertvolle Zeit zu vertun, wenn wir auf einem Bein balancieren oder mit geschlossenen Augen einfach nur dasitzen. Wir müssten
doch eigentlich da draußen sein, auf der Jagd nach Erfolg und Reichtum.«
John Naish:
Genug. Wie Sie der Welt des Überflusses entkommen, Ulm
2010, S. 16.
Die Wandmalerei im Foyer des Wieland-Gymnasiums in Biberach/Riss entstand im Kunst Leistungskurs 2020-2021 unter meiner Leitung. Den theoretischen Überbau lieferte das Schwerpunktthema: „Abbild und Idee in Landschaft und Stillleben“. Die Landschaft wurde durch einige charakteristische Gebäude in Biberach sowie die landschaftliche Umgebung Oberschwabens inspiriert. Auch zeitgenössische Künstler, wie der britische Maler, Grafiker, Bühnenbildner und Fotograf David Hockney, dienten als zusätzliche Anregung.
Es waren insgesamt zwölf Schülerinnen und Schüler vom Wieland-Gymnasium
und
Pestalozzi-Gymnasium am Bild beteiligt:
Sara Amzovski, Giulia de Felice, Karina Drescher, Rico Finkbeiner, Leonie Grosch, Lina Klein,
Lara Krafft, Anastasia Kretschmar, Martina Rätz, Pia Wenzler, Mara Ickenstein, Emily Wahner.
Anlass: Junge Nacht
Thema: Jäger und Sammler
Die ersten 100 Besucher haben eine signierte Karte mit einem Original »Mooseler«- Stempel erhalten.
Im Rahmen der »Talent im Land« Sommerakademie, Salem International College, Härlen
Im Kunstkurs, welcher von Cornelia Feige und mir geleitet wurde, setzten sich die Teilnehmerinnen mit dem Thema »Freiheit« auseinander. Die Grundlage des künstlerischen Arbeitens bildeten die Freiheitsgrundrechte, welche durch Eingriffe in die innere und die äußere Freiheit eingeschränkt bzw. außer Kraft gesetzt werden können. Die Arbeiten zeigen sowohl inhaltlich als auch formal die individuell unterschiedlichen Zugänge der Stipendiatinnen zum Thema »Freiheit«, welche in Form von Fotografien festgehalten wurden.
Im Rahmen der »Langen Nacht der
Museen« wurde am 17. März 2012 eine
Malaktion im Vortragssaal der Staatsgalerie Stuttgart zu sphärischen Klängen von Erkan Baran umgesetzt. Zu diesem Anlass wurden drei große Leinwände durch Overheadprojektoren unter Mitwirkung des
Publikums zur Bildgestaltung eingesetzt. Als Inspiration dienten die Gemälde der Künstler William Turner, Claude Monet und Cy Twombly, welche anlässlich der Ausstellung »Turner,
Monet Twombly: Later Paintings« in der
Staatsgalerie zu sehen waren.
Konzept: Salla Kuhmo-Winkler
Beteiligte: Marcel D´Apuzzo u.a.
Das Swoosh-Logo von Nike ist allgegenwärtig. Die
Namenspatronin ist die gleichnamige Siegesgöttin der griechischen Mythologie. Der Swoosh, das Logo von Nike, wurde für einige wenige Dollar von einer
US-amerikanischen Graphikdesign-Studentin Anfang der 1970er-Jahre umgesetzt.
Neben Werbeplakaten, T-Shirts und Schuhen gibt es den Swoosh mittlerweile auch als Tätowierung. Fotos von Swoosh-Fans - mit ihren Tattoos - lassen sich im Internet zahlreiche finden. Eine
Zeitlang war der Swoosh das beliebteste Tattoo-Motiv in den USA.
Angeregt durch diese Art der Verbreitung des Swoosh, stellte ich 2011 unter Verwendung meines eigenen Markenzeichens, dem Mooseler, einige Fotos nach...Bis
hin zur Tätowierung. Die Hirschgestalt ist durch den Hirschgott der keltischen Mythologie, den Cernunnos, dem
Gott der Natur und des Waldes, inspiriert.
Fotoserie mit Mooseler, meinem Markenzeichen, als Sprühgrafik bzw. Tätowierung
Plakataktion in Amsterdam, Zürich, New York, London, Paris und Appenzell
6-teilige Fotoserie, temporäre Installation mit Bank und Schild auf zugefrorenem See.
Sapso-See, Sotkamo, Finnland.
Foto: Daniel Winkler, 2006
Marsch mit mit leeren Einkaufswägen über die Königsstraße in Stuttgart, welche zugleich
die längste ununterbrochene autofreie Einkaufsmeile Europas sein dürfte.
Beteiligte: Sebastian Schäuffele, Berna Gülerbasli, Cornelia Feige, Anja Abele, u.a.
Ziel: auf den »Kauf-Nix-Tag«, den »Buy Nothing
Day« (BND) aufmerksam machen,
welcher 1991 von Ted Dave, einem Künstler aus Kanada, ins Leben gerufen wurde. Der BND wird schon seit Jahren in Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland
durchgeführt. Das Ziel des Kauf-Nix-Tages ist es unseren übermäßigen Konsum kritisch zu reflektieren und zu hinterfragen.